Rheinmünster - Zurückhaltung ist die Sache von Ryanair bekanntlich nicht. Den deutschen Luftpassagiermarkt will der irische Billigflug-Anbieter weiter aufmischen. "Wir wollen um 20 Prozent wachsen", betonte Marketing-Vorstand Kenny Jacobs gestern bei einer Pressekonferenz auf dem Baden-Airpark: 17,5 Millionen Passagiere sollen 2017/18 befördert werden. Auch der Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) wird dabei ein Standbein sein. Im nun offiziell vorgestellten "Rekord-Winterflugplan" erhöht Ryanair die Zahl der Strecken und der Flüge.
"40 Prozent Wachstum" verspricht Jacobs für den Flughafen in Rheinmünster bezogen auf das eigene Engagement. 850000 Ryanair-Passagiere will Jacobs auf dem Regionalflughafen abfertigen lassen, rund 250000 mehr als bislang. Zusätzlich angeflogen werden zweimal in der Woche die Ziele Edinburgh, Eilat (Israel), Lissabon, Tel Aviv und Warschau. Außerdem kommen zwei neue Winterverbindungen nach Palma de Mallorca und Thessaloniki hinzu, die ebenfalls zweimal wöchentlich bedient werden. "Mallorca gewinnt als Winterreiseziel an Bedeutung", sagte Flughafen-Geschäftsführer Manfred Jung zu der Premiere: "Mallorca auch im Winter haben wir damit erstmals im Angebot." Zudem will Ryanair die Zahl der Verbindungen nach London-Stansted auf neun erhöhen. Mit dieser Strecke hatte im Jahr 2003 die Zusammenarbeit mit dem Baden-Airpark begonnen. Etwa sieben Millionen Passagiere seien seitdem mit Ryanair von Rheinmünster aus befördert worden, so Jacobs. Seit fünf Jahren ist der Flughafen auch Ryanair-Basis mit zwei dort stationierten Maschinen.
Insgesamt 17 Routen und 40 Flüge wöchentlich: Flughafen-Chef Jung freut sich naturgemäß über die Ausweitung des Angebots durch die Iren. "Sie kennen ihre Kunden und die Region sehr gut und haben erkannt, dass es sinnvoll ist, neue Ziele hinzuzunehmen." Mit Blick auf die erwarteten Passagierzahlen am FKB sei die Jahresprognose gerade erst leicht auf 1,18 Millionen erhöht worden. Den eigentlichen Boom erwartet Jung aber erst für 2018, wenn der nun vorgestellte Winterflugplan sich richtig niederschlägt. 1,14 Millionen Fluggäste sind 2016 am Baden-Airpark gezählt worden. Rekord war im Jahr 2012, als rund 1,3 Millionen Passagiere abgefertigt wurden. Und diesen Wert peilt Jung nun wieder an.
Ryanair wiederum zielt neuerdings auch auf die großen deutschen Flughäfen und hat der Lufthansa an ihrem Heimatstandort den Kampf angesagt. Ab kommender Woche werde Frankfurt/Main bedient, mit München sei man nach wie vor in Gesprächen, sagte Jacobs gestern.
Etwa 50 Prozent des Passagieraufkommens in Rheinmünster gingen auf Ryanair-Flüge zurück, so Jung. Sorgen davor, dass Ryanair mal die Lust am FKB verlieren könnte, will er aber nicht aufkommen lassen. "Die Zusammenarbeit mit Ryanair habe ich nie als Risiko, sondern immer als Chance gesehen." Und diese Zusammenarbeit werde nun ja weiter gefestigt. Ryanair wisse, was es an dem Regionalflughafen habe: Unter anderem könnten Flugzeuge hier aufgrund schneller Abwicklung häufiger eingesetzt werden als in Frankfurt. Die Entwicklung sei für beide Seiten positiv.
Gleichwohl ließ er durchblicken, dass sich das Ryanair-Passagieraufkommen auch künftig bei rund 50 Prozent einpendeln solle. Nicht durch eine Beschränkung des irischen Billigflug-Anbieters, sondern vielmehr über einen weiteren Ausbau des sonstigen Angebots. "Wir führen derzeit auch mit anderen Fluggesellschaften Gespräche."