Rheinmünster - Es ist die Woche der Schnapszahlen: Erst ließen die Jecken am 11.11. die Karnevals-Korken knallen, gestern wurde dann am Baden-Airport gefeiert - in kleinerem Kreis und ohne Kostüme. Der Billigflieger Ryanair begrüßte seinen 5555555-millionsten Gast seit Beginn des Engagements am Regionalflughafen in Söllingen im Jahr 2003. Weil auch Airpark-Chef Manfred Jung einen prominenten Neuzugang vorstellte, gab es gestern ausnahmslos strahlende Gesichter.
Stefan Ringleb wollte es erst gar nicht glauben, freute sich dann aber sichtlich, als er und Freundin Nina Butzer nach dem Check-in für ihren Flug nach London zu den Jubiläums-Passagieren erkoren wurden. Die zwei Karlsruher besuchen Freunde auf der Insel, mit im Gepäck: zwei Gutscheine der Fluglinie.
Generell befindet sich die irische Airline seit gut einem Jahr mitten in einer Charmeoffensive: Kein Aufpreis für eine zusätzliche Handtasche, eine aufgeräumte Homepage oder festgelegte Sitzplätze sind einige Beispiele. Colm O'Shea, neuer Sales & Marketing-Manager bei Ryanair, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das gerade in Deutschland teils schlechte Image der Iren aufzupolieren - freilich nicht ohne Hintergedanken. Ryanair setzt auf Wachstum und hat in diesem Zusammenhang den deutschen Markt wiederentdeckt, den Konzernchef Michael O'Leary wegen der Luftverkehrssteuer jüngst vernachlässigt hat. Mit einer neuen Basis in Köln - weitere sind in Planung - will die Airline künftig auch von größeren deutschen Flughäfen abheben. Kein Wunder: Der Marktanteil des Billigfliegers in Deutschland liegt bei nur vier Prozent. Das sei "sehr niedrig", so O'Shea, der entsprechend "viel Potenzial nach oben" sieht.
Dass die Konzentration auf größere Airports laut O'Shea nicht zulasten der Regionalflughäfen wie dem Baden-Airport gehen soll, wo Ryanair seit 2012 zwei Maschinen stationiert hat, ist naturgemäß nach dem Geschmack von Manfred Jung. Weitere Geschenke in Sachen Sommerflugplan, der von Ende März bis Ende Oktober 2015 gilt, gab es gestern allerdings noch nicht. Die Zahl der Destinationen bleibe "stabil", so O'Shea. 13 Ziele stehen schon im vorläufigen Flugplan, ob eventuell noch weitere hinzukommen, entscheidet sich in den kommenden Tagen. Spätestens 2016, wenn Boeing die bestellten Maschinen ausgeliefert hat, will auch Ryanair wieder neue Destinationen in Söllingen anbieten.
Doch schon im kommenden Sommer leuchten auf den Monitoren in der Schalterhalle neue Ziele auf. Wie Airport-Chef Jung gestern verkündete, startet künftig sonntags eine Maschine ins kroatische Split. Auch nach Tel Aviv heben im Sommer wieder Flugzeuge ab. Zudem wird die Gesellschaft Tuifly ihre Pauschalreisen künftig mit einer eigenen, größeren Maschine bedienen.
Der größte Coup ist Jung aber sicherlich mit Turkish Airlines gelungen. Nach "langen und zähen Verhandlungen" hat er die Zusage, dass es ab Juni bis zu viermal in der Woche nach Istanbul geht. "Die Flüge sind voraussichtlich ab März oder April buchbar", so Jung, der wegen der großen türkischen Gemeinden und dem Drehkreuz Atatürk-Flughafen viel von der Linie hält. Zudem sorgt Turkish Airlines als Schwergewicht der Branche für steigende Passagierzahlen. "2015 werden wir die Million wieder knacken", prognostiziert Jung. 1050000 Fluggäste sollen es letztlich werden. Wenn es für die nächsthöhere Schnapszahl reichen würde, wäre sicher auch keiner böse.