Stuttgart/Rheinmünster (vo/lsw) - Das Werben um neue Fluggesellschaften zeigt Erfolg: Der Flughafen Stuttgart hat mir Ryanair eine weitere Billig-Airline gewonnen. Von April an fliege die irische Fluggesellschaft sechs Mal wöchentlich von Stuttgart nach Manchester, teilte die Airline mit. Flughafenchef Georg Fundel hatte erst jüngst angekündigt, dass der Flughafen auf einen breiten Mix aus Airlines setzen wolle, um das Spardiktat der Fluggesellschaften abzufedern.

"Wir versuchen, jede Airline mit ihren Stärken auf den Hof zu holen", sagte er kürzlich. Erst vor wenigen Wochen hatte der Flughafen angekündigt, dass Easyjet - ebenfalls von April an - in Stuttgart startet. Über weitere Neuzugänge ist bislang noch nichts bekannt.

Der Stuttgarter Flughafen versucht, mit Hilfe von neuen Airlines die zuletzt stagnierenden Passagierzahlen auszugleichen. In diesem Jahr rechnet Fundel mit einem Anstieg um ein Prozent - nach 9,6 Millionen Fluggästen im Vorjahr. 2015 dürfte das Wachstum etwas höher ausfallen. Der Zugang von Ryanair sei deshalb erfreulich, weil die Fluggesellschaft üblicherweise mit großen Maschinen fliege und so besonders viele Passagiere befördere, sagte eine Flughafen-Sprecherin.

Über den Start von Ryanair in Stuttgart war zuvor schon spekuliert worden. Ryanair fliegt im Südwesten bereits seit 2003 vom Flughafen Karlsruhe-Baden-Baden (FKB), an dem der Stuttgarter Flughafen beteiligt ist. "An Verbindungen von und nach Stuttgart ist Ryanair schon seit längerem interessiert", sagte Fundel und wertete den Einstieg als Zeichen, dass die Region ein attraktiver Markt für Fluggesellschaften ist. Air Berlin hatte erst jüngst eine Verbindung nach Abu Dhabi angekündigt.

Am Baden-Airport sieht man das Engagement des irischen Billigfliegers in der Landeshauptstadt eher als zusätzliches Angebot denn als direkte Konkurrenz. "Ryanair bedient in Stuttgart eine Strecke, die wir selbst nicht im Anbot haben", sagte gestern Airport-Sprecherin Elke Fleig dem BT. Die neue Strategie der Iren sei es, in Deutschland zu wachsen, das funktioniere in der jetzigen Situation vor allem über Großflughäfen. Letztlich sei aber eine Mischung aus Groß- und Regionalflughäfen für den Erfolg notwendig. Im aktuellen Fall kommt hinzu, dass der Stuttgarter Raum nicht unbedingt zum Einzugsgebiet des Baden-Airports bei den Kunden beziehungsweise Passagieren zählt.

Ryanair ist nach Passagierzahlen die größte Fluggesellschaft Europas. Noch bilden zwar Regionalflughäfen wie Weeze bei Düsseldorf und Hahn im Hunsrück die Schwerpunkte im deutschen Ryanair-Flugplan. Doch die Iren wollen das ändern: "Wir kommen in alle eure größeren Flughäfen außer Frankfurt", hatte Ryanair-Marketingchef Kenny Jacobs kürzlich angekündigt - und namentlich den Münchner Flughafen genannt.

Für Ryanair dürfte es allerdings nicht leicht werden, auch Flüge von der bayerischen Metropole aus anzubieten. "Wir haben Ryanair gesagt, dass es nur sehr wenige Slots, also Zeitfenster für Start und Landung, gibt", so der Münchner Flughafen-Sprecher Peter Prümm.

Die Million wird nur knapp verfehlt

Lange Zeit sah es nach einer Punktlandung aus: Genau 48 596 Passagiere fehlen am Baden-Airport, um in diesem Jahr die Ein-Millionen-Marke zu packen. Das wird wohl nicht ganz zu schaffen sei - trotz überraschend guter Zahlen im Herbst. Im vergangenen Jahr brachte der Dezember 45 782 Passagiere, bei einer Gesamtzahl von 1 073 911 über das gesamte Jahr hin weg. Bis Ende November wurden am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden 951 401 Passagiere gezählt. Das sind zwar 77 328 oder knapp 7,5 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt 2013, aber immer noch mehr, als nach dem Verlust einiger attraktiver Strecken gewesen wäre. Deshalb ist Airport-Sprecherin Elke Fleig optimistisch, was die Zukunft anbelangt. "Wir sind mit dem zu Ende gehenden Jahr zufrieden, und wir möchten die Passagierzahlen natürlich wieder steigern", sagte Fleig gestern dem BT. Der FKB könnte also mit einem blauen Auge davonkommen - und mit Zuversicht auf 2015 schauen. Dann nämlich werden mehr Fluggesellschaften, unter anderem Turkish Airlines, den Flughafen ansteuern und durch zusätzliche Ziele wohl auch wieder mehr Reisende anlocken.