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RE: [BT] Gutachter: Airport kann alleine fliegen

in Pressebereich 07.07.2015 15:13
von A343 | 1.595 Beiträge | 1763 Punkte



Baden-Baden - Der Baden-Airport wird auch künftig Verluste einfliegen. Ursache sind hohe Abschreibungen. Dennoch sieht die Unternehmensberatung McKinsey laut dem aktuellen Geschäftsbericht bis 2025 eine "gute Geschäftsperspektive". OB Margret Mergen, Mitglied des Aufsichtsrats, teilt diese Sicht: "Die Entscheidung für den Flughafen war goldrichtig."

Hintergrund

114 Millionen Euro haben die Gesellschafter des Regionalflughafens, darunter die Stadt Baden-Baden mit 15,6Prozent an der regionalen Beteiligungsgesellschaft, seit dem Jahr 2013 als Anschubfinanzierung bereitgestellt. Die letzte Rate ist in diesem Jahr geflossen. Demnach soll oder muss der Airport künftig wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen. Oder - um ein passenderes Bild zu wählen: Die Flughafen GmbH soll selbst fliegen und nicht abstürzen. Kann sie das? Ist eine weitere Vereinbarung über Zuschüsse aus der Region und damit auch aus Baden-Baden notwendig?

"Danach sieht es nicht aus", sagt OB Mergen, nachdem kürzlich Airport-Geschäftsführer Manfred Jung in einer nichtöffentlichen Sitzung auch die kurstädtischen Parlamentarier über die aktuellen Zahlen und Kernsätze eines Gutachtens von McKinsey informiert hat. Laut Mergen sind "keine weiteren Beiträge" notwendig. Tatsächlich werden im noch nicht veröffentlichten Geschäftsbericht für das Jahr 2014 die "wesentlichen Ergebnisse" des Gutachtens genannt. Demnach ist eine "ausreichende Finanzausstattung" vorhanden. Selbst im schlechtesten Fall - "Worst Case Szenario" mit nur jährlich 600000 Fluggästen - sei "die Finanzierung für die nächsten zehn Jahre gesichert".

Doch niemand rechnet mit einem dermaßen starken Absturz der Anzahl der Fluggäste. Vielmehr hat Geschäftsführer Jung vor dem Hauptausschuss für 2015 etwas mehr als eine Million Fluggäste avisiert. Und im "Basisszenario" wird von 1,15 Millionen bis 2025 ausgegangen, im besten Fall ("Best Case Szenario") gar von 1,7 Millionen. Dann könnte der Airport mittelfristig die Abschreibungen "vollständig" erwirtschaften. Jene haben sich im vergangenen Jahr auf 8,5 Millionen Euro belaufen. Ursache sind die hohen Investitionen für den Ausbau des Flughafens - bezahlt von den Gesellschaftern. Diese Investitionen, die Abschreibungen nach sich ziehen, sind denn auch die Ursache für den Jahresverlust von 5,7 Millionen Euro in der Bilanz 2014. Gäbe es die Last der hohen Abschreibungen nicht, hätte der Airport auch im vergangenen Jahr ein Plus eingeflogen. Mergen sagt denn auch: "Irgendwann ist das Rollfeld abgeschrieben." Will heißen: So hohe rote Zahlen soll es dann nicht mehr geben.

Klar ist, dass auch die zu erwartenden künftigen Jahresfehlbeträge zulasten des Eigenkapitals gehen. Jenes ist mit 134,5 Millionen Euro indessen hoch. Und nach der Tilgung des Kredits für den Ausbau des Gewerbeparks in unmittelbarer Nachbarschaft zur Start- und Landebahn hat die Baden-Airpark GmbH keine Schulden mehr.

Dreh- und Angelpunkt der wirtschaftlichen Lage des Flughafens sind ohnehin die Passagierzahlen: 80 Prozent der operativen Umsätze sind davon abhängig. "Daher ist die Entwicklung des Flugbetriebs die entscheidende Größe", lautet eine Kernaussage der Gutachter. Weitere Feststellungen, über die Airport-Chef Jung berichtet hat: Die Region sei "wirtschaftlich stark und wird absehbar weiter wachsen". Das Potenzial der Fluggäste liege bei 1,4 bis 2,1 Millionen. Und: Der volkswirtschaftliche Nutzen des Airparks belaufe sich - je nach Szenario - auf jährlich 200 bis 300 Millionen Euro. Von diesem Nutzen ist OB Mergen ohnehin überzeugt: "Ich sehe den Flughafen als ganz wichtigen Standortfaktor."

Zum Thema:

Die Anbindung des Flughafens ist seit Jahr und Tag ein kommunalpolitischer Zankapfel - auch in Baden-Baden. Für OB Margret Mergen ist eine mögliche Straßenbahn-Linie gewissermaßen mausetot: Bei täglich fünf oder sechs Flügen auf dem Airport wäre die hohe Investition für eine S-Bahn-Verbindung "nicht zu rechtfertigen", so Mergen. Ein S-Bahn-Betrieb müsse "kontinuierlich laufen". Sinn mache deshalb, die Busverbindungen "näher anzuschauen". Deren Attraktivität müsse verbessert werden. Das gelte auch für die Anbindung des Flughafens auf der Straße: "Ein A5-Anschluss gehört dazu", bezog Mergen im BT-Gespräch eine klare Position. Sie sprach von einer derzeit "unzumutbaren Belastung für Hügelsheim". Zudem sei eine bessere Erreichbarkeit des Flughafens auch für die weitere Entwicklung des Gewerbeparks "wichtig". Das zählt auch zu den "Kernaussagen" der Gutachter von McKinsey im Hinblick auf die Geschäftsperspektiven der Baden-Airpark GmbH. Zu den vier "strategischen Initiativen" zählt die "Infrastrukturverbesserung durch verbesserte Anbindung des Airparks (Autobahnanschluss, ÖPNV)". Das geht aus dem Bericht von Airpark-Chef Manfred Jung in der nichtöffentlichen Sitzung des Hauptausschusses des Gemeinderats hervor.[/b]


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