RE: [BT] Neue Impulse durch Germanwings
in Pressebereich 27.03.2014 09:32von A343 • | 1.595 Beiträge | 1763 Punkte
Neue und gute Infos seitens Herr Jungs. Istanbul 4x wöchentlich ab SFP 15! Wien soll wiederbelebt werden genauso wie Budapest. Tel Aviv soll wieder mit Germania angeflogen werden.
Baden-Airpark-Chef Manfred Jung sieht durchaus gute Perspektiven des Flughafens:
Politische Tumulte in der arabischen Welt, die zuletzt schlechte Auslastung der Hamburg-Linie, Turbulenzen in der Luftverkehrswirtschaft, aber auch die Ticketsteuer in Deutschland haben dem Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (FKB) einen Sinkflug beschert. Nach einem Rückgang des Passagieraufkommens erwartet Geschäftsführer Manfred Jung für 2015 wieder eine Million Fluggäste. Mit Jung unterhielt sich BT-Redakteur Gerold Hammes.
BT: Herr Jung, am 1. April beginnt offiziell der Sommerflugplan 2014. Nach dem Neustart mit der Baden-Airpark GmbH am 1. Januar 2001 könnte es ein betriebswirtschaftlich wieder turbulenteres Jahr werden?
Manfred Jung: Nein. Es wird ein ganz normales Geschäftsjahr werden. Wir müssen jedoch alle Möglichkeiten zur Senkung unserer Kosten einsetzen.
BT: So normal, dass die Passagierzahl in diesem Jahr unter die Eine-Million-Marke rutscht, nachdem das Passagieraufkommen bereits 2013 um knapp 18 Prozent eingebrochen ist. Was sind die wesentlichen Gründe für diese Entwicklung?
Jung: Ein wesentlicher Grund ist, dass der erwartete "arabische Frühling" nicht stattfand. Im Gegenteil: Ägypten und Tunesien schwächeln aus touristischer Sicht weiter. Auch die Übernahme der Hamburg-Linie durch Intersky erfüllte die Erwartungen bei Weitem nicht. Das Passagieraufkommen liegt deutlich unter 50000 Kunden. Mit Air Berlin konnten wir damals über 100000 Fluggäste zählen. Nicht zuletzt hat das Griechenland-Geschäft noch nicht das Niveau früherer Zeiten erreicht. Allerdings entspannt sich hier die Lage zusehends. Ich habe Zusagen, wonach die Reiseveranstalter im Sommerflugplan 2015 die Frequenz nach Kreta ausbauen möchten. Prinzipiell kann man sagen, dass sich die Reiseveranstalter schwer tun, an kleineren Flughäfen neue Strecken zu entwickeln.
BT: Ihr direkter Konkurrent in Straßburg will bis 2016 die Fluggastzahlen auf 1,7 Millionen schrauben. Außerdem sollen die Abgaben und Gebühren auf fünf Euro pro Passagier gesenkt werden. An deutschen Flughäfen liegt dieser Betrag bei rund 20 Euro.
Jung: In Straßburg wird Verkehr "erkauft" - und zwar mit rund zehn Millionen Euro pro Jahr. Die Franzosen sehen es als gemeinschaftliche Aufgabe an, Entzheim unter Einsatz öffentlicher Mittel an den internationalen Luftverkehr anzubinden. In Brüssel ist niemand bereit, dies objektiv zu prüfen. Ich habe meine Zweifel, ob diese Geschäftspolitik mit EU-Recht vereinbar ist, weil die Menschen die Europa-Hauptstadt Straßburg auch über unseren Flughafen leicht erreichen können.
BT: Die hohen Abgaben und Gebühren sind in Deutschland aber auch hausgemacht.
Jung: Die Luftverkehrsabgabe von 7,50 Euro plus Mehrwertsteuer pro Passagier spielt auch eine große Rolle für unseren Passagierrückgang. Sie hat Gesellschaften wie Ryanair geradezu über die Grenze getrieben. Heute fliegen die Iren von Straßburg aus auch London und Porto an, von Basel-Mulhouse Dublin und ebenfalls London. Mit Easy Jet kommt ein weiterer Billigflieger nach Entzheim. Sie sehen: Mit der Ticketsteuer fördert die Bundesregierung das Verkehrsaufkommen im Ausland.
BT: Welche unternehmerischen Möglichkeiten bleiben, damit der Baden-Airport wieder Aufwind bekommt?
Jung: Wir setzen auf die Qualität unserer Produkte und unseres Einzugsgebiets. Wir haben über fünf Millionen Einwohner im Radius einer Autostunde, Straßburg-Entzheim verfügt über nicht einmal zwei Millionen. Auch die Kaufkraft spricht für unsere Region.
Interview
BT: Nun hat der Aufsichtsrat bei der Beratungsgesellschaft McKinsey ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Potenziale und Entwicklungschancen untersuchen soll. Was wird, wenn aus dem ehemaligen Szenario "Steigflug" ein "Sinkflug" wird?
Jung: Der Aufsichtsrat will geprüft sehen, welche Zukunftsperspektive unsere Anlage hat. Ursprünglich waren 1,5 Millionen Passagiere die Zieldefinition für 2015. Bis 2012 waren wir mit knapp 1,3 Millionen gut unterwegs. Dann kamen die erwähnten negativen Einflussfaktoren. Dazu zählen im Übrigen auch die Turbulenzen bei Air Berlin. Es gibt aber die Hoffnung, dass die Gesellschaft ihren betriebswirtschaftlichen Turnaround schafft und ihr Engagement auf dem Baden-Airport wieder ausweitet.
BT: Für das laufende Geschäftsjahr rechnen sie erneut mit einem Passagierrückgang von knapp zehn Prozent, für 2015 wieder mit einer Steigerung auf ein Beförderungsaufkommen von über einer Million Fluggäste. An welchen Entwicklungen machen Sie diesen Optimismus fest?
Jung: Indem wir die bestehenden Partnerschaften pflegen und neue Fluggesellschaften hinzubekommen werden. Die Nachfrage ist nämlich da.
BT: Können wir das etwas konkreter haben?
Jung: Zunächst einmal wird das Engagement von Germanwings der Hamburg-Linie neue Impulse verleihen. Danach können wir gemeinsam vielleicht neue Ziele entwickeln. Ich denke da in erster Linie an die Wiederbelebung einer Wien-Verbindung, aber auch Budapest wäre wegen diverser Werksverkehre interessant. Turkish Airlines hat angekündigt, zum Sommerflugplan 2015 viermal wöchentlich Istanbul anzufliegen. Und für Germania wäre Tel Aviv eine reizvolle Option. Vor allem aus Sicht des Incoming-Verkehrs sind Ziele wie Moskau oder Tel Aviv interessant. Das Gutachten soll deshalb auch die positiven volkswirtschaftlichen Effekte für die Region aufzeigen. Wir reden da von rund 30 Millionen Euro Kaufkraft, die jährlich aufgrund des Tourismus in die Region kommen und damit auch teilweise an die Gesellschafter zurückfließen. Das Gutachten wird deshalb hoffentlich auch deutlich machen, dass ein Regionalflughafen durchaus eine öffentliche Aufgabe ist. Und nicht zu vergessen: Wir haben im Airpark 130 Firmen, die 2200 Arbeitsplätze vorhalten.
Chance für direkten
Anschluss an die A5
BT: Was zur Entlastung der Bewohner in Hügelsheim, Oberbruch oder Rheinmünster fehlt, ist eine direkte Anbindung des Airparks an die A5. Von Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Baden-Airpark GmbH, ist wohl kein Rückenwind zu erwarten?
Jung: Ich sehe ganz klar die Chance für einen direkten Anschluss. Das Landratsamt will im ersten Halbjahr 2014 das Planfeststellungsverfahren für die Ost-Anbindung einleiten. Wenn der Planfeststellungsbeschluss in vielleicht zwei Jahren vorliegt, dann werden wir auch eine Lösung für die Finanzierung finden.