Die Grünen sehen die Zukunft der Regionalflughäfen kritisch. Sie wollen den Fokus auf den Flughafen in Stuttgart legen; vom defizitären Baden-Airport fordern sie Konsolidierung.
Mit der Entwicklung des Flughafens Stuttgart ist Grünen-Fraktionsvize Andreas Schwarz vollauf zufrieden. "Der Flughafen Stuttgart brummt, er ist für die Wirtschaft wie den Tourismus sehr wichtig", sagt Schwarz, der für das Land im Aufsichtsrat der Flughafen Stuttgart GmbH sitzt. Aufsichtsratschef ist dort sein grüner Parteifreund Winfried Hermann, der Verkehrsminister des Landes.
Das Unternehmen, an dem das Land mit 65 Prozent und die Stadt Stuttgart mit 35 Prozent beteiligt sind, hat 2012 einen Rekordgewinn von 30 Millionen Euro eingefahren. Die Bilanz für 2013, die im April vorgestellt wird, dürfte wieder ein deutliches Plus von mehr als 20 Millionen Euro ausweisen.
Kritisch sieht Schwarz dagegen die Entwicklung der beiden Regionalflughäfen in Rheinmünster und Friedrichshafen. Beide haben rote Zahlen geschrieben. "Insbesondere der Baden-Airport, aber auch Friedrichshafen müssen sich konsolidieren und andere Geschäftsmodelle suchen", sagt Schwarz. Friedrichshafen stehe in einer für beide Seiten schädlichen Konkurrenz zum nahen Memminger Flughafen. Mit Stuttgart 21 werde die Region Ulm/Oberschwaben zudem hervorragend an den Flughafen in der Landeshauptstadt angebunden. "Für die Regionalflughäfen wird es schwer, aus den roten Zahlen zu kommen. Erholen können sie sich nur über Wachstum, aber der Trend geht weg von Kurzstreckenflügen."
Unter landespolitischem Druck steht vor allem der zwischen Baden-Baden und Karlsruhe gelegene Baden-Airport, an dem der Flughafen Stuttgart 65 Prozent der Anteile hält. "Dass die Gesellschafter weiterhin für die Verluste aufkommen sollen, ist auf Dauer nicht darstellbar", sagt der Grünen-Politiker. "Als Aufsichtsratsmitglied bin ich dem wirtschaftlichen Wohl des Stuttgarter Flughafens verpflichtet. Daher muss auch der Baden-Airport seine Flugkosten selbst erwirtschaften."
Im Grunde, so Schwarz, brauche es einen Investor mit einer Geschäftsidee. So sei eine andere gewerbliche Nutzung der Flächen vorstellbar. Auf längere Sicht müsse man generell die Frage stellen, ob Regionalflughäfen auch unter ökologischen Gesichtspunkten ein Zukunftsmodell seien. Was der Grünen-Politiker zurückhaltend in Frageform kleidet, steht längst als Ausrufezeichen in dem mit der SPD geschlossenen Koalitionsvertrag von 2011. Der Flugverkehr habe eine große Bedeutung, sei aber auch ein Problem bei der Bekämpfung des Klimawandels, heißt es dort. Und weiter: "Kurzstrecken-Flüge sollen künftig weitestgehend entfallen oder überflüssig werden." Ihre Folterinstrumente hat die grün-rote Koalition an gleicher Stelle auch offenbart: "Der Flugverkehr muss seine Kosten selbst erwirtschaften. Deshalb wird es keine neuen Finanzhilfen geben."